Nachdem ich nun vor 3 Monaten meinen Realschulabschluss in die Hand gedrückt bekommen habe, hat sich eigentlich nichts weiterbewegt. Ich war erst einmal ziemlich stolz und glücklich und absolut im Hier und Jetzt. Mit den letzten Wochen kamen aber meine alten Freunde wieder: Schlafstörungen und depressives Denken. Vielleicht lag es an der 5cm dicken Schaumstoffmatte, die ich liebevoll "Bett" nannte, oder einfach an den ereignislos unnötigen Tagen die ich gerade durchlebe. Jedenfalls kam einfach die Zeit in der ich mir eingestehen musste das mir einfach dieser regelmäßige Tagesablauf fehlte, das jeden Tag zur Schule schlendern, der Unterricht bis viertel 10 abends, einfach alles. Da meine Vermittlerin im Jobcenter mich nun auch irgendwie vermitteln musste, drohte sie bereits mit einer Maßnahme zur "Orientierung". Diese Woche besuchte ich diese Stelle zu einer Informationsveranstaltung. Diese Werkstatt befindet sich mitten im sozialen Brennpunkt Gorbitz. Zwischen einem schwangeren Emo-Mädchen und einem obdachlosen, etwas streng riechenden Typ saß ich da und rollte meine Augen zu jedem einzelnen Punkt der Hausordnung. Da saß ich nun. Seit 1 1/2 Monaten tippte und schrieb ich meine
Bewerbungen auf jedes Angebot was mir zwischen die Finger kam und kassierte nur eine Absage nach der Anderen. Nun saß ich da in dieser Jugendwerkstatt für bedürftige Jugendliche mit einem Realschulabschluss und einem Durchschnitt von 2,5. In nicht einmal einer Woche soll ich kochen oder basteln um mich in die Berufswelt zu intigrieren und zu orientieren. Selbst jetzt wenn ich das schreibe muss ich mir das Lachen verkneifen. Vorgestern hatte ich eine riesige Chance. Ich hatte ein kurzes aber viel versprechendes Vorstellungsgespräch bei dem Chef von Höffner. Er meinte er müsste sich noch beraten aber ich wäre ihm sehr sympathisch. Morgen soll ich mich melden und nachhaken ob ich möglicherweise die Tage meinen Job als Kundenberater antreten darf. Ansonsten muss eine Notlösung her. Ich bin absolut nicht eingebildet aber in so einer "Maßnahme zur Orientierung und Integration" habe ich absolut nichts verloren. Ich bin freundlich, kann fließend Englisch, habe nur gute Noten und einen bomben Abschluss. Für mich steht bereits fest das ich im nächsten Jahr mein Fachabitur anstreben werde und möchte einfach für die übrigen 10 Monate Erfahrungen in der Praxis sammeln und möchte meine Zeit nicht in irgendeiner Werkstatt mit Schul-Abbrechern vergeuden. Dafür ist mir meine Zeit zu Schade. Also Leute, drückt mir die Daumen das ich noch meine Chance bekommen auf eine ordentliche Beschäftigung.